100 Jahre Erster Weltkrieg

Altstadtverein_IEM9363

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Namen des Merseburger Altstadtvereins und unseres Vorsitzenden Dr. Hannuschka möchte ich Sie heute hier an diesem Ort in Merseburg herzlich willkommen heißen.

Mein Name ist Dietmar Eißner – Ich bin Projektleiter der Initiative Weltkriegsgedenken 2018 in Merseburg

Es ist heute der 11. November – der Tag an dem vor genau 100 Jahren ein Waffenstillstand zum „Großen Krieg“ (wie ihn die Engländer und Franzosen nennen) unterzeichnet wurde.

Für die Deutschen und Österreicher war und ist es der Erste Weltkrieg. Kriege gab es schon immer – aber einen Krieg, der die ganze zivilisierte Welt erfasste, das war neu. Deshalb wird dieser Krieg zu Recht als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet.

Aber es kam ja noch schlimmer. Bereits 21 Jahre später begann ein neuer Krieg, diesmal eindeutig von deutschem Boden ausgehend, der noch viel größer und verheerender wurde als der Erste.

Wir stehen hier an einer Stelle auf dem Stadtfriedhof Merseburg, wo sich hinter Ihnen Gräber des 2.WK befinden. Soldatengräber – leider als solche kaum zu erkennen, und die Gräber der Merseburger Bombenopfer – einer neuen Waffe, die erst im 2.WK zum Einsatz kam.

Vor Ihnen an der Ostwand des Friedhofes sehen Sie einen schwärzlichen Obelisken. Es handelt sich um einen rudimentären Gedenkstein, den die Gefangenen des 1.WK im Jahre 1915 für ihre hier im Lager Merseburg verstorbenen Kameraden selbst gesetzt haben. Er markiert die Stelle, wo von 1914 bis Mitte 1917 insgesamt 230 Kriegsgefangene beerdigt wurden – hauptsächlich Engländer, Franzosen und Russen.

Während die Gebeine der Engländer und Franzosen in den 20er Jahren umgebettet wurden, blieben die Russen hier liegen. Wir konnten als Altstadtverein die Namen von 85 Russen ermitteln, die hier noch liegen. Mit Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt soll an dieser Stelle in den nächsten Monaten eine würdige Kriegsgräberstätte hergerichtet werden, mehr als 100 Jahre nach dem Tode der Betroffenen.

Vor Ihnen der 1.WK, hinter Ihnen der 2.WK – und dazwischen in der Mitte nun dieser Stein.

Ich spare mir Ausführungen zur Geschichte des Steines. Dazu finden sie auf der Rückseite einen QR-Code womit Sie einen entsprechenden Text aufrufen können.

Wichtiger ist die Frage: Wozu dieser Stein und was verbirgt sich hinter dieser Fahne, die ich gleich wegziehen werde.

Sie sehen hier das Motiv einer Mohnblume, einige haben sie auch am Revers und einige haben so ein Heftchen. Das Motiv der Mohnblume hat uns an 5 Sonntagen begleitet bei der Verlesung der etwa 1000 Namen der Gefallenen des 1.WK aus Merseburg und Umgebung > jetzt Fahne wegziehen

Und so widmen wir diesen Stein Ihnen – den Vätern und Söhnen unserer Stadt, die hier an ihrem Heimatort keine Grabstätte fanden sondern irgendwo in Europa und der Welt verbuddelt wurden oder im Meer versanken.

Wir widmen diesen Stein auch den 900 Kriegsgefangenen aus 7 Nationen, die hier im Lager Merseburg verstarben.

Wir widmen diesen Stein weiterhin den nicht namentlich erfassten zivilen Opfern des 1.WK in Merseburg, vor allem Alten und Kindern, deren Leben durch unzureichende Ernährung ein vorzeitiges Ende fand.

Im Blick auf die Gräber des 2.WK widmen wir diesen Stein zugleich ALLEN Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft des 20. Jahrhunderts.

Meine Damen und Herren – wie Sie sehen ist das nicht einfach ein Gedenkstein, sondern auch ein Stein mit einer politischen Botschaft, die nichts an Aktualität verloren hat:

„Nie wieder Krieg“ – Ich danke Ihnen herzlich, wenn Sie sich diesem Ruf anschließen können.

Altstadtverein_IEM9379

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